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B.A.S.E Springen im Land der Wikinger und schönen Frauen

Tallinn, die Hauptstadt von Estland mit 450.000 Einwohnern, liegt am finnischen Meerbusen der Ostsee, etwa 80 Kilometer südlich von Helsinki. Noch nie habe ich mich so schlecht auf ein Land vorbereitet, in das ich gereist bin und wusste bis zur Ankunft weder welche Währung, Sprache, Kultur noch Wetterbedingungen hier auf mich warten.

Der starke Wind, der von der Küste landeinwärts wehte, war bereits am Flugplatz bei der Ankunft zu spüren. Die restlichen offenen Fragen waren auch schnell beantwortet: Währung – Euro, Sprache – Estnisch, Kultur – offener und moderner Wikinger Stil. Das war einfach…und schon kann es losgehen. Die 30- minütige Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel in der Innenstadt kostete gerade 6 Euro. Sehr sympathisch dachte ich mir, billig auch noch. Fast alle Springer waren im gleichen Hotel untergebracht und so gab es erst einmal ein schönes Meet & Greet mit alten Bekannten und neuen Gesichtern, und wir machten uns auf den Weg in die Altstadt von Tallinn mit ihren vielen Bars und Restaurants.

Am frühen Morgen holte uns Jüri, der Organisator des Events, im Hotel ab und wir fuhren ca. eine halbe Stunde entlang der Küste zum TV Tower ein paar Kilometer außerhalb der Stadt, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Schon beim ersten Blick auf den 314 Meter hohen und 20.000 Tonnen schweren Koloss blühte mein Herz auf. Den Architekten ist es wirklich gelungen, ein perfektes Gebäude für B.A.S.E Sprünge mit ausreichend Höhe und Überhang zu errichten. Ob die beiden im Jahre 1975 bei der Grundsteinlegung schon so weit dachten ist ungewiss. Erbaut wurde der Tower übrigens anlässlich der olympischen Sommerspiele in Moskau.

Nach dem üblichen Anmeldeprozedere, Waiver und Haftungsausschluss begrüßten die estnischen B.A.S.E Jumper und Organisatoren Jüri, Aivar und Aleksander die rund 50 Teilnehmer, die aus der ganzen Welt angereist waren. Im Anschluss hatte ich als Safety Instructor die Ehre das Briefing und die generellen Spielregeln mit allen Beteiligten durchzugehen. Da das Niveau der angereisten Springer aber sehr hoch war, war dieser Part schnell erledigt und wir konnten direkt im Anschluss mit dem Fahrstuhl auf die ca. 170 Meter hohe Aussichtsplattform fahren. Letzter Check an der Ausrüstung, das Personal öffnete die Türe zum äußeren Ring und wir konnten zur Absprungstelle laufen. Der Wind wehte stark auf dieser Höhe, allerdings von einer guten Richtung und auch noch im Limit.

Wouter Wellen von der Tulip B.A.S.E Crew ließ sich nicht zwei Mal bitten und eröffnete den Boogie 2014 mit einem langen, gestreckten Rückwärtssalto. Das Objekt ließ aufgrund der Höhe und der großen Landefläche eine maximale Freifallzeit von vier Sekunden zu und war der perfekte Spielplatz für die unterschiedlichsten Exitvarianten und Aerials. Der erste Sprungtag verlief problemlos und ohne Vorkommnisse. Außer springen, Schirm packen und mit dem Fahrstuhl wieder nach oben zu fahren musste man sich eigentlich keine großen Gedanken machen.

Am Ende des Tages hatte ich sieben Sprünge bei besten Bedingungen von dieser wunderschönen, freistehenden Antenne. Zusammen mit meinem Videomann Leonid Plotiknov aus Belarus arbeitete ich an Aufnahmen für aktuelle Kollektionen bei Affliction Clothing und zehenschuhe.de, meinen beiden Sponsoren.

Tag 2 war so, wie der Wetterdienst es vorhergesagt hatte, und die Sturmwarnung war nicht übertrieben. Es war schnell absehbar, dass sich an diesem Tag die Bedingungen nicht mehr ändern werden und gegen Mittag fuhren wir wieder zurück nach Tallinn, um noch ein wenig die Stadt und das Umland mit dem Fahrradtaxi zu erkunden.

Für den dritten und letzen Tag hatten wir laut Vorhersage nur ein sehr kurzes Zeitfenster zur Verfügung, denn der Wind sollte mit jeder Stunde zunehmen und ähnlich stark werden wie auch schon am Vortag. Wir nutzten die kommenden drei Stunden so gut es ging und konnten noch ein paar Sprünge machen, bevor dann das Windlimit erreicht war. Die Bäume an der Landefläche bogen sich zum Teil schon und an ein sicheres Springen war nicht mehr zu denken. Nach einiger Wartezeit und keiner Verbesserung der Wettersituation beendeten wir den Tallinn TV Tower B.A.S.E Boogie 2014. In anderthalb Tagen konnten wir immerhin 350 unfallfreie B.A.S.E Sprünge vom TV Tower verzeichnen.

Den Fun Wettbewerb im Ziellanden gewannen Dmitry Rukhlenko, Andrey Nefedov (beide aus Russland) und Johnny Utah (USA). Da es in Tallinn zu dieser Jahreszeit kaum dunkel wird, konnten wir uns am letzen Abend die Hotelübernachtung sparen und das Taxi brachte uns am nächsten Morgen auf direktem Weg zum Flughafen. Leider hatten die Windsurfer dieses Jahr bessere Bedingungen als wir. Die Reise nach Tallinn hat sich aber auf jeden Fall gelohnt und ist mit oder ohne B.A.S.E Gedanken sehenswert. Dass der Frauenanteil hoch ist und alle Frauen wunderschön sind, sind ebenfalls keine Gerüchte. Überzeugt Euch aber gerne selbst davon. Danke an die Organisatoren für die Einladung und die schöne Zeit in Estland, gerne wieder!

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