Extreme B.A.S.E. World Championship Benidorm 2014
Wir sind an der spanischen Costa Brava in Benidorm, 45 Kilometer nordöstlich von Alicante zum „Extreme B.A.S.E World Championship“ – organisiert und ausgerichtet von PIXION, einer spanischen Medienagentur und diversen Sponsoren. War Benidorm in den 50er Jahren noch ein kleines Fischerdorf, besitzt es heute die größte Hochhausdichte (in Relation zur Einwohnerzahl) weltweit mit rund 345 Gebäuden – sehr zur Freude der eingeladenen B.A.S.E Jumper.
Mein erster Gedanke, als ich über die Exitrampe vom 186 Meter hohen Grand Hotel Bali nach unten gesehen habe, war: Ich habe auch schon einfachere Ladeflächen gesehen. Der Zielkreis war mit 5 Metern Radius jetzt nicht wirklich klein. Aber der Weg dahin durchaus spannend, das war klar. Andere Landefläche gab es keine. Dafür standen aber turbulente Windverhältnisse, zwei Pools, Touristen, Tische, Stühle, Bühnen, Slacklines, Lautsprecher, Palmen und eine Menge anderer Dinge bereit, die Fallschirme magisch anziehen. Wird schon schief gehen, dachte ich mir, 3..2..1..böse und springe. Nach zwei Sekunden Freifallzeit öffne ich den Fallschirm und schaue dabei direkt einer verdutzten Touristin in die Augen, die auf dem Balkon Wäsche aufhängt, denn mein Schirm hat sich 180° in die falsche Richtung, zum Hotel, geöffnet. Geht ja schon wieder gut los.
26 Teilnehmer aus zwölf verschiedenen Nationen waren angereist, um am World Cup teilzunehmen. Der Wettbewerb war klassisch aufgebaut. Bewertet wurden: Freifallzeit, Öffnungswinkel des Fallschirms sowie Punktlanden auf dem Zielkreis. Nach einem kurzen, knappen, spanischen Briefing (die Wettbewerbsregeln gab es auch nur in Spanisch) am Vorabend standen wir am nächsten Tag dann um 7 Uhr morgens auf dem Dach des Grand Hotel Bali. Ganz schön früh! Aufgrund der günstigen Windverhältnisse am Morgen aber eine gute Entscheidung, denn der Wind wurde jede Stunde spürbar stärker.
Testsprünge gab es keine und so entschied das Los am frühen Morgen die Startnummern und Exit-Reihenfolge der Springer. Beide Sprünge in den ersten beiden Runden verliefen für mich super mit beinahe voller Punktzahl in den einzelnen Wertungen. Einzig die Schirmöffnung brachte viele Minuspunkte ein, denn beide Male öffnete der Schirm Richtung Hotel – also 180° in die falsche Richtung. Ich hatte aber immer genügend Zeit die Situation entspannt zu klären, mein Set-up für den Landeanflug zu fliegen und sicher auf dem Zielkreis zu landen. Dass das nicht immer selbstverständlich war, konnte man schnell in Runde 2 sehen. Der Spanier Patrick Guisasola flog während des Endanflugs mit seinem Fallschirm in das seitliche Hotelgebäude und prallte, zum Glück unverletzt, auf das Vordach des Hotelgebäudes.
Zwei Sprünge später verschätzte sich der Amerikaner Brian Shannon in seinem Landeanflug und brach mit seinem Allerwertesten ein Stück Mauer aus einem Betonsockel des Vordachs heraus. Er wurde mit dem farbenprächtigsten Hinterteil das ich je gesehen habe ins Krankenhaus gebracht und erlitt einige Prellungen und Abschürfungen. Das waren auch schon die Highlights, denn ansonsten verliefen die nächsten zwei Sprungtage problemlos mit vielen schönen, wenn auch spannenden Sprüngen vor dieser spektakulären Kulisse. Nach zahlreichen Pausen und Warten auf bessere Windbedingungen konnten dann auch die Finals abgeschlossen werden. Ivan Colex aus Italien landete auf dem Siegertreppchen, Julian Deplidge und Daniel Witchalls (beide U.K.) sicherten sich Plätze 2 und 3.