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Turkey rocks, fuck normal life….

Auf keinen Fall wollte ich die türkische Gastfreundschaft ablehnen und folgte der Einladung in die Millionenmetropole Istanbul (14 Mio. Einwohner), dem Austragungsort des diesjährigen Pro B.A.S.E Worldcups. Von wie in den Medien berichteten Unruhen und Krawallen gab es zunächst keine Spur. Dass die politische Situation in der Türkei allerdings angespannt ist, konnte man definitiv spüren. Nur wenige U-Bahn-Haltestellen entfernt von Taksim-Platz, dem Ursprung der Demonstrationen, steht mit 261 Metern Höhe Europas höchstes Hotel, das Sapphire Building. Die Aussichtsterrasse ist auf 236 Metern. Sie bietet einen Blick über Istanbul und den Bosporuskanal, der Meerenge zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer, und wurde als Absprungpunkt genutzt.

55 Springer, darunter fünf Frauen, aus 17 verschiedenen Ländern (Österreich, Australien, Belgien, Tschechien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Italien, Holland, Polen, Russland, Spanien, Türkei, USA, England, Ukraine) waren beim Sapphire Showdown vertreten, um sich gegenseitig zu messen oder einfach nur um Spaß zu haben und miteinander zu springen. Ich war eher für Letzteres dort. Die Veranstaltung war Victor Kovats gewidmet, der letztes Jahr bei einem Wingsuitsprung in China tödlich verunglückt ist. Die Organisatoren Maria Steinmeyer und Hubert Schober und der türkische Local Can machten uns am ersten Abend mit allem vertraut, erklärten uns die Wettbewerbsregeln und die „DOs and DON‘Ts“ für B.A.S.E Jumper hier in der Türkei (Polli war letztes Jahr auch hier :-).

Für den Wettkampf wurde die Absprungsymmetrie, Freifallzeit sowie der exakte Öffnungswinkel des Fallschirms bewertet. Die Landung auf einem Zielkreis brachte abschließend die meiste Punktezahl ein. Starker, ungleichmäßiger Wind machte bereits den ersten Testsprung zur Herausforderung und es war schnell klar, das diese Competition keine einfache werden sollte. Nach zwei weiteren Wertungssprüngen am ersten Tag konnten wir diesen nach viel Warten auf bessere Bedingungen ohne besondere Vorkommnisse abschließen.

Der zweite Tag sollte um einiges spannender werden als der vorherige. Die Bedingungen waren wieder nicht perfekt, der Wind frischte sogar eher noch etwas auf und durch die starke Hitze und die umliegenden hohen Gebäude waren am Fallschirm viele unangenehme Turbulenzen zu spüren. Mein Schirm öffnete wie am Vortrag auch immer 180° in die falsche Richtung, also Richtung Gebäude, und an eine Landung auf dem Zielpunkt war von meiner Seite aus nicht zu denken. Entweder es lag am starken Wind, den vielen Red Bulls oder einfach an mir selbst. So richtig warm wurde ich mit den Sprüngen vom Saphire Building bei diesen Bedingungen nicht. Gerade als die offiziellen Wettkampfsprünge beendet waren und Zeit für Funjumps war, passierte das, womit wirklich niemand mehr gerechnet hätte: Ein türkischer Arbeiter, der einen Werbebanner aufhängen wollte, stürzte aus rund einem halben Meter von einer Leiter, brach sich den Arm und verletze zwei weitere Passanten mit der Leiter am Kopf. Nach guten zwei Stunden Pause aufgrund des Unfalls konnten wir dann wieder weiter springen.

Das Boogie-Fever packte gerade die ersten Springer, die selbstbewusst zwei bis drei Aerials und Multiways vom Gebäude schubsten, als sich der Fallschirm des Franzosen Momo Volant in Richtung Gebäude öffnete und sich dort an einer abstehenden Antenne verwickelte. Momo hing für circa eine Stunde in 50 Metern Höhe fest und wartete bis sich die Feuerwehr durch das Verkehrschaos in Istanbul kämpfte. Die abschließende Rettung wurde dann mit dem Kran der Fensterputzer durchgeführt und nach rund zwei Stunden kam der Franzose pünktlich zum Feierabend unversehrt und unverletzt auf dem Sapphire Building zum Vorschein. Mehr als zehn türkische Fernsehsender berichteten live über die Rettungsaktion und wir hatten zu keinem Moment der Veranstaltung so viele Zuschauer am Boden.

Trotz all der Vorkommnisse an diesem Tag (zwei Springer landeten mit dem Fallschirm noch auf dem 30 Meter hohen Vordach des Gebäudes) war dieser ein ganz besonderer: Victor ́s Eltern waren extra aus Ungarn angereist, um an der Siegerehrung teilzunehmen und um mit uns die nächsten Tage zu verbringen. Platz 1 und Sieger des PBWC 2014 in Istanbul waren Andrey Nefedov aus Russland. Platz 2 belegte Marco Schultz aus Holland, und Randall Stamper aus USA landete auf Platz 3. Die Sprungtage (Funjumptage) fielen leider dem schlechten Wetter zum Opfer und aufgrund der Vorkommnisse des letzten Tags wollten weder der Veranstalter noch der Inhaber des Gebäudes ein Risiko eingehen.

Die freie Zeit wurde für den Besuch der Sultan-Ahmed-Mosche (auch bekannt als Blaue Moschee), und einem Bazar und Gewürzmarkt genutzt – ein bisschen Kultur schadet ja auch nicht. Den letzen Tag verbrachten wir noch gemeinsam auf der Go-Kart-Bahn zum Spaße aller Beteiligten. Die Abschlussparty am Abend im Hotel war zum Gedenken an Vic und das Motto war orange – sehr zur Freude der holländischen Springer. Nach einem Film über Victors Leben taten wir das, was er bestimmt auch gemacht hätte: Party hard! Cheers buddy! Ein großes Lob und Dankeschön geht an Can (Organisator, good boy!!), Dimitrios (professional Adrenalin Photographer, www.dimitriosphotography.gr), Hubert und Maria (PBWC Organisatoren), Franz (Schiedsrichter), Tracey….. und alle, die ich vergessen habe!!

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