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Keep calm and be amazed – in Malaysia

Das KL Tower Event in Kuala Lumpur ist der wohl älteste und etablierteste B.A.S.E Boogie der Welt. Bereits seit 12 Jahren wird die Sportveranstaltung, die jedes Mal tausende von Zuschauern lockt, für reges Medieninteresse sorgt und von Tourismusverbänden für Marketingzwecke genutzt wird, von verschiedenen Sponsoren und Veranstaltern organisiert. Aller guten Dinge sind drei dachte ich mir und dieses Jahr erlaubte es mir die Zeit an allen Events teilzunehmen, denn neben der Hauptveranstaltung KL Tower Jump besteht zudem die Möglichkeit im benachbarten Sibu (Borneo) vom höchsten Gebäudekomplex sowie einer Klippe namens „Batucaves“ im malaysischen Dschungel zu springen.

Mit Math traf ich mich am Flughafen in Frankfurt und von dort aus startete die 30-stündige Reise über Ho Chi Min, Kuala Lumpur nach Sibu (Bundesstaat Sarawak, East Malaysia, Borneo). Völlig platt am Flughafen angekommen, liefen wir direkt in die Arme eines malaysischen Taxifahrers, der auf der Suche nach zwei europäischen B.A.S.E Jumpern war. Was ein Service! Alles war perfekt organisiert. Die Gastfreundschaft war von der ersten Minute an so beeindruckend und hatte nichts mit dem Kannibalismus-Quatsch zu tun, von dem mir manche Leute erzählten, als ich ihnen sagte, ich fliege nach Borneo. Von Ankunft bis Abflug trafen wir hier nur auf lachende, freundliche, aufgeschlossene und neugierige Gesichter.

„Klein aber fein“ ist das Motto in Sibu und mit nur rund 30 Springern aus 14 Nationen, die am Event teilnehmen, äußerst familiär organisiert. Bevor aber an ein Springen vom höchsten Gebäude „Wisma Sanyan“ (126 m Höhe) in Sibu zu denken war, hatten wir noch einen vollen Tag Briefing, Pressekonferenzen, Fotoaufnahmen, Meet & Greets mit den Sponsoren und Veranstaltern vor uns. Das Objekt lässt aufgrund der niedrigen Höhe keine großen Kunststücke zu, deshalb stand der Hauptfokus darin, den Zuschauern eine sichere und tolle Show zu bieten und den Sport in diesem Land von seiner besten Seite zu präsentieren. An jedem der drei Sprungtage, an denen bis spät in die Nacht Fallschirme in der Luft waren, kamen unglaublich viele Zuschauer und wir wurden nach der Landung am Sibu Town Square buchstäblich von Kindern und Erwachsenen überrannt, posierten für unzählige Fotos, trugen Kinder durch die Gegend und gaben Autogramme bis die Finger glühten. B.A.S.E Jumping mal anders… Zu sehen gab es auch so einiges und neben den insgesamt 584 Sprüngen gab es auch noch ein paar Highlights: So machte der querschnittsgelähmte Kanadier Lonnie Bissonnetti den ersten „Rollstuhl B.A.S.E Sprung“ von einem Gebäude, und der Amerikaner Sean Chuma machte den ersten „Tandem B.A.S.E Jump“ mit seinem malaysischen Passagier, Rudy Anoi. Die Presse überschlug sich förmlich, und wir füllten täglich die Titelseite der regionalen und überregionalen Presse. Einziger Zwischenfall war bedauerlicherweise die Gebäudekollision des 64-jährigen Franzosen Yves Escudier während eines Nachtsprungs, die aber glimpflich endete.

Borneo ist ein aus verschiedenen Nationen zusammengewürfeltes, sehr abergläubisches Land und so wurden zu unseren Ehren jeden Tag diverse Zeremonien abgehalten, Opfer dargebracht und für gutes und sicheres Gelingen gebetet. Der Höhepunkt schlechthin war die Abschlusszeremonie im Longhouse „Bawang Assan Iban“ mitten im Dschungel Borneos, ca. 1 Stunde entfernt von Sibu. In Longhouses, die auf das frühe 18 Jahrhundert zurückführen sind, leben die letzten Stämme der Iban Tür an Tür mit ihren Familien, die heute Tradition und Moderne miteinander vereinen. Der große Flur im Innenraum eines Longhouse wird als Gemeinschaftsraum für Mahlzeiten und Feste genutzt und ist sozialer Mittelpunkt der Gemeinschaft. Hier setzten sie der Gastfreundschaft endgültig die Krone auf und versorgten uns großzügig mit allem, was das Herz begehrt und der Dschungel zu bieten hat. Mit verschieden Gesängen, Tänzen und Ritualen wurden dann auch noch die letzten bösen Geister ausgetrieben, bevor uns dann die einheimischen Familien hoffnungslos mit selbstgebranntem Reisschnaps abfüllten… „Minum!“

Zurück in Kuala Lumpur, ein paar Tagen Chinatown und etlichen Fuss Fish Spas später waren wir wieder gut gestärkt für „Batucaves“, einer Hindu Tempelanlage mitten im Dschungel, 15km nördlich der malaysischen Hauptstadt. Auf der Rückseite der 100 Meter hohen Kathedralenhöhle erstreckt sich eine ebenso hohe Steilklippe, die extra für das Event mit einer kleinen Rampe modifiziert wurde, um den Absprung zu verbessern. Unter der Absprungstelle und weiter unten am Tallus ragen meterhohe Bäume empor. Der Wind hier ist meist stark und die Felswände im Rücken und zur Seite sind stark zerklüftet. Das macht diesen Sprung schon sehr speziell, denn alles außer einer geraden Schirmöffnung bringt dich hier richtig in „trouble“. Der Weg zum Exit ist auch ein kleines Highlight, denn ein Teil geht durch enge Höhlen, in deren Halbdunkel Schlangen fauchen, übergroße Spinnen krabbeln und Fledermäuse an den Wänden hängen. Anschließend steht man wieder im schwülen, tropischen Dschungel, umzingelt von Affen und den verschiedensten Vogelarten und Insekten. Am Exitpunkt angekommen warteten schon eifrig einige Schulklassen der einheimischen Dörfer, begrüssten uns und beobachteten das nicht ganz alltägliche Treiben der B.A.S.E Jumper. Fazit: Gesprungen, Schirm gerade aufgegangen, sicher gelandet! Der Drang nach weiteren Folgesprüngen blieb aber trotzdem aus… Die „Batucaves“ Tempelanlagen sind auch unbedingt einen Besuch wert!

Das Beste kommt zum Schluss. Nach einem weiteren Tag mit Briefing, Pressekonferenz, Gruppenfotos mit den 103 Springern aus 20 verschiedenen Ländern, Sponsorentreffen, Meet & Greets mit malaysischen Politikern und dem Bürgermeister war das „Open Deck“ auf 300m Höhe wieder fest in Hand der internationalen B.A.S.E Community und der KL Tower Jump 2013 eröffnet. Das Motto der Veranstaltung „Keep calm and push the limits“ wurde kurzfristig noch abgeändert auf „Keep calm and be amazed“, was wohl als erste Sicherheitsmaßnahme diente, um einem „Boogie Fever“ entgegenzuwirken. Vier volle Spruntage inklusive Nachtsprüngen standen für die kommenden Tage an.

Eine 3 Meter breite und 4 Meter lange Rampe mit direktem Weg in die Innenstadt sowie der für Putzarbeiten genutzte, etwas höher gelegene Kran und der eigentliche Kranz des Turms waren die verschieden Absprung- (Exit) Punkte des 421m hohen KL Tower. Immer, wenn man denkt, man hat schon alles an unterschiedlichsten Absprungarten und Exitvarianten gesehen, wird man in KL eines Besseren belehrt.
Das Niveau war wie immer hoch und neben den Freefly B.A.S.E Einlagen der Soul Flyers, einem Train um den Turm mit rund 70 Springern, die nacheinander absprangen, Mr. Bill´s und unzähligem anderen Quatsch machte Sean noch ein paar Tandem B.A.S.E Sprünge mit den Sponsoren und Lonnie verzeichnete einen weiten Sprung mit dem Rollstuhl von einem neuen Objekt. Mit der Rekordsprungzahl von 2860 Sprüngen und lediglich einem gebrochenen Knöchel nach einer normal verlaufenden Landung war das Event auch 2013 wieder ein voller Erfolg und machte sowohl Springer, Sponsoren, Zuschauer, diverse TV-Sender, Zeitungen und Veranstalter überglücklich. Ein riesen Lob geht an den Australier Gary Cunningham, der neben den vielen zahlreichen Helfern für die reibungslose Vorbereitung, Organisation und die Abläufe an diesem Event zuständig war. Danke auch an die Sponsoren, die diese Veranstaltung fördern, und nicht zuletzt dem Management des KL Tower und der Bevölkerung, die uns jedes Jahr erneut freundlich in ihrem Land willkommen heißen.

Keep calm and push the limits – in Malaysia

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