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B.A.S.E Jumping in Paradise – ohne Übertreibung

Die vier Stunden Flug haben sich gelohnt, das war mir gleich nach der Ankunft auf Zakynthos klar. Schon vom Flugzeug aus konnte man die vielen kleinen Inseln und das kristallklare Wasser erkennen. Zakynthos, an der Westküste Griechenlands gelegen, ist eine der schönsten Inseln im Ionischen Meer. Die Venezianer die die Insel mehr als vier Jahrhunderte beherrschten, nennen sie „Blume des Ostens“, berühmt für ihr smaragdfarbenes, klares Wasser und die weißen Sandstrände. Mit mediterranem Klima ist die Insel beliebtes Urlaubsziel für Badelustige und bietet jede Menge an Wassersport- und Outdooraktivitäten. Eine der wohl spektakulärsten Veranstaltungen ist das B.A.S.E Jump Event am Navigo Beach, besser bekannt auch von vielen Postkarten und Kalenderbildern als „Ship Wreck Beach“.

Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel in Agios Nikolaos dauerte nur eine knappe ¾ Stunde, und die ersten der 23 Springer aus 12 verschiedenen Nationen saßen bereits gemütlich an der Hotelbar neben dem Pool. Stratos, der Organisator und selbst griechischer B.A.S.E Springer begrüsste mit Liana, seiner Freundin, jeden Einzelnen ihrer eingeladenen Schäfchen. Die lange, anstrengende Organisationszeit stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Wir hatten noch einen weiteren Tag zum Aklimatisieren, was hier nicht wirklich schwer fällt und verbrachten den Tag mit Freitauchen und Klippenspringen am Strand. Nach einem ausführlichen Safety Briefing am Abend durch Stratos und Domenik Loyen stellte sich noch das französische Fernsehteam vor, das uns während des Aufenthalts begleiten sollte. Die 3-köpfige TV-Crew plante eine 30 Minuten Reportage des Events für die Sendung „Thalassa“ im französischen Fernsehen. Unsere Aufgabe in der Berichterstattung war nicht nicht besonders schwer: Wir sollten sein, wie wir sind – möglichst realistisch. Das erleichterte die Zusammenarbeit natürlich erheblich und wir fühlten uns zu keinem Moment „unter Druck“ gesetzt, da wir keine spektakulären Stunts zu zeigen hatten, sondern einfach springen konnten wie wir uns am wohlsten fühlten.

Am nächsten Morgen ging es dann zeitig los, die ganze Mannschaft wurde in einen Bus geladen und die rund 1-stündige Fahrt durch griechisches Outback zur Klippe am Navigo Beach konnte beginnen. Das Wrack des Schiffs „Panagiotis“ liegt dort auf einer weißen Sandbank, umgeben von bis zu 200 Meter hohen, senkrecht hinaufragenden Felswänden, über denen sich eine kleine Plattform befindet. Sie ist der einzige Aussichtspunkt, der von der Landseite aus einen Blick auf das Wrack erlaubt. Ein Team von örtlichen Kletterern hatte bereits Haken am Absprung- (Exit) Punkt gebohrt und Fixseile installiert, um den Kameraleuten einen sicheren Stand zu bieten und um sie im Notfall auch für Rettungszwecke als Abseilhilfe zu nutzen. Der Anblick von der Klippe hinab zur Bucht ist schon mehr als überwältigend und man hält gern einen Moment inne, um das zu verarbeiten. Dass man hier noch die Möglichkeit hat, einen B.A.S.E Sprung zu machen, setzt dem Ganzen die Krone auf. Früh morgens ist am Strand noch keine Menschenseele. Die Bucht liegt im Schatten und der erste Sprung war lediglich dem Genuss gewidmet. Nach ca. 3-4 Sekunden Freifallzeit öffnet man den Fallschirm, fliegt noch eine Runde um das Wrack und landet am weißen Sandstrand. Dort kneift man sich kurz, um sicher zu gehen, dass das wirklich kein Traum ist, legt den Schirm ab, hüpft zu den Riesenschildkröten ins angenehm kühle, kristallklare Wasser (28° C) und schaut dem Rest der Meute beim Springen zu. Manchmal können B.A.S.E Events wirklich anstrengend sein…. Das eingetroffene Boot (der Strand ist nur mit dem Boot oder dem Fallschirm erreichbar) brachte uns nach 20 Minuten Fahrt zur südlich gelegenen „Stenitis Bay“. Dort wartete auch schon der Bus und es ging weiter in ein kleines Örtchen, wo wir in einer alten Schule unsere Fallschirme packen konnten. Anschließend wiederholte sich alles wieder von vorne. Die Logistik war schon beachtlich und funktionierte auch an den Folgetagen reibungslos.

Ab dem frühen Mittag liegt der komplette Strand in der Sonne und rund 40° C herrschen an der Absprungstelle, die keinerlei Möglichkeit für Schatten bietet. Im Gegensatz zum Morgen war der Strand jetzt voll mit Badegästen und Schaulustigen, was die Landefläche deutlich verkleinerte. Jetzt  musste man sich von oben ein geeignetes Plätzchen suchen, um sicher zwischen den ganzen heißen Bikinigirls zu landen. Die Windverhältnisse hatten stark zugenommen und wir warteten eine knappe Stunde auf bessere Bedingungen, ehe wir wieder springen konnten. Der Wind spielt bei diesem Sprung eine ganz besondere Rolle, denn man hat sehr wenig Distanz zwischen sich und der dahinter liegenden Felswand während der Schirmöffnung. Deshalb ist es wichtig, dass der Schirm geradeaus nach vorne öffnet und nicht durch den Wind beeinflusst wird. Ein paar Fallschirme hat sich die zerklüftete Felswand in den nächsten Tagen trotz aller Vorsichtsmaßnahmen dann doch noch geschnappt, und so war auch das anwesende Kletterteam gefordert und befreite den ein oder anderen Springer höchst professionell aus der Wand. Zu allem Erstaunen hatten nicht einmal die Fallschirme Schaden genommen, ganz abgesehen von den Springern, die mit einer kleinen Schürfwunde als Erinnerung davonkamen. Die geplanten drei Sprünge täglich wurden dann noch etliche Male durch zu strake Windverhältnisse oder griechische Behörden auf die Probe gestellt, aber letztendlich kann man doch von knapp 200 spektakulären, verletzungsfreien Sprüngen an vier Tagen sprechen und einem vollen Erfolg der Veranstaltung. Auch das TV-Team war höchst angetan von ihren Aufnahmen und dem Verlauf des Events. Die Zusammenarbeit mit ihnen war stets lustig und unterhaltend.

Die Abschlussparty am Hotelpool besiegelte das Ende einer unvergesslichen Zeit in Griechenland und machte den Abschied für alle Beteiligten schwer. Vielen Dank an Stratos, Liana, allen Helfern, den Sponsoren und der Klettercrew für die großartige Organisation und Logistik!

P.S.: Das Schmugglerschiff am Strand des Navigo Beach strandete übrigens im Oktober 1980, als es bei stürmischer See von der Küstenwache verfolgt einen Maschinenschaden erlitt und führerlos mit seiner illegalen Ladung von Zigaretten in der genannten Bucht strandete. Die Besatzung des Schiffes konnte sich retten.

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